Abhängigkeiten in der digitalen Welt am Beispiel von PayPal
Mit der Ankündigung der Gebühren Erhöhung hat PayPal für Entrüstung unter Händlern gesorgt. Am 31.08.2018 hat PayPal die Gebühren von 1,9 % auf 2,49 % angehoben und lieferte damit ein schönes Beispiel für eine Abhängigkeit zwischen z.B. kleinen Händler und, in diesem Beispiel, dem großen PayPal. Um eine der beliebtesten Zahlungsarten führt für die meisten PayPal-Kunden kein Weg vorbei, zu groß ist die Verbreitung dieser Zahlungsart und zu groß ist der Komfort für den Zahlenden. Da ist es für PayPal relativ einfach die Gebühren zu erheben. Die Entrüstung ist zwar groß, aber letztendlich bleibt dem Handel keine andere Wahl als diese Pille zu schlucken. Ein möglicher Boykott der Zahlungsart hätte schwerere Folgen für den Händler als für PayPal.
Diese hier entstandene Abhängigkeit zwischen Handel und PayPal ist nur ein Beispiel von vielen. Eigentlich sind diese Abhängigkeiten auch nicht neu und noch weniger ein Phänomen der Digitalisierung. Ob im Bereich Payment, im Marketing oder sonst wo, Abhängigkeiten gibt es überall da, wo es Beziehungen zu Dienstleistern gibt. Wenn ich vor einigen Jahren noch die Bezahlung per Nachnahme angeboten habe, war ich abhängig von der Post bzw. DHL, heute ist es halt PayPal. Wenn ich damals einen Eintrag in einem Branchenbuch geschaltet habe, waren es die Gelben Seiten, heute ist es Google. Abhängigkeiten gab es also schon immer. Nur was ist heute anders?
- Die Partner von denen man abhängig ist, haben andere Dimensionen angenommen. Wenn man sich alleine die Marktkapitalisierung anschaut, wird deutlich, dass man mittlerweile von viel größeren Unternehmen abhängig ist. Diese Unternehmen besitzen auf Grund von vorhandenem Kapital, aber auch Reichweite und Kundenbindung eine so große Macht, dass sie sich nahezu alles erlauben können.
- Unternehmen wie Paypal, Google, Facebook, Amazon und Co. bilden auf Grund Ihrer Größe und dem Verdrängungswettbewerb ein Oligopol, wenn nicht teilweise sogar ein Monopol. Es fehlt an Alternativen. Als z.B. Händler stellt sich mir die Frage, ob ich überhaupt noch eine andere Wahl habe, als mich in Abhängigkeit von Amazon oder Google zu begeben. Kann ich mir noch über andere Kanäle Zugang zum Kunden verschaffen oder sind z.B. Amazon und Google meine einzige Möglichkeit Zugang zum Kunden zu erhalten? Am Beispiel von Paypal muss ich mich fragen, gibt es überhaupt ernstzunehmende andere Partner über die meine Kunden die Bezahlung abwickeln wollen? Um es vorweg zu nehmen: Diese Alternative gibt es am Beispiel von Paypal und heißt ApplePay / GooglePay, aber das wird nichts ändern.
- Die angesprochenen Unternehmen machen Ihren Job verdammt gut. Sie orientieren sich mit ihren Funktionen zu 100% am Kunden und liefern damit genau das, was der Kunde erwartet. Es sind Ökosysteme entstanden in denen sich die Kunden bewegen und selbst wenn ich bei Amazon als Händler verkaufe und ich auch in meinem Namen auftrete (und übrigens auch diverse Risiken trage), hat der Kunde eine deutlich größere Loyalität gegenüber Amazon als zu mir als Händler. Das bedeutet, dass meine Marke und meine Produkte in den Hintergrund geraten und ich lediglich noch das ausführende Organ von Amazon bin.
Das sogenannte GAFA-Monopol (bestehend aus Google, Amazon, Facebook und Apple), die Marktkapitalisierung, sowie die Machtverhältnisse, Abhängigkeiten und der erschwerte Kundenzugang werden auch in diesem Beitrag thematisiert.
Mit Sicherheit sind die Abhängigkeiten, die mittlerweile bestehen und auch zunehmend größer werden, nicht einseitig. Der Partner ist zum Betrieb der Plattform auch abhängig von z.B. den Händlern. Er wäre vermutlich gar nicht in der Lage die Ausführung selbstständig in diesem Maße durchzuführen. Dennoch werden die Spielregeln von anderen gemacht, in diesem Fall Paypal.
- Vom 2. November 2018