Arbeit 4.0 – mehr als Homeoffice
„Arbeit 4.0“ ist ein Fahrplan, in dem die Veränderung zur Wissensgesellschaft im Hinblick auf die Zukunft der Arbeit beschränkt werden soll. Wie man im Grünbuch Arbeit 4.0 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales erkennt, kann diese Zukunft aber nicht abschließend definiert werden.
In dem Grünbuch Arbeit 4.0 steht, dass die Arbeit zukünftig immer flexibler, immer durchlässiger und vernetzter werden würde und das auch sehr schnell, sodass Unternehmen dazu gezwungen werden, zukunftsorientiert zu handeln, um dem Wettbewerb standhalten zu können.
Die „Arbeit 4.0“ und die Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt sind eng miteinander verbundene Prozesse. Im Kern geht es darum, dass sich die Arbeitsabläufe und -strukturen in allen Branchen mehr und mehr den Veränderungen anpassen müssen, die das digitale Leben bestimmen.
Unterschied zu New Work
Zwischen „New Work” und „Arbeit 4.0” lassen sich einige Unterschiede feststellen, auch wenn sie oft als gleicher Prozess angesehen werden. „New Work“ sind sich wandelnde und humane Elemente neuer Arbeitskonzepte.
Primär steht hier das gemeinschaftliche Arbeiten und die individuelle Erfüllung im Mittelpunkt, die „Arbeit 4.0“ hingegen fokussiert sich auf die Veränderungen aus der Unternehmersicht.
Der ausgelöste Wandel durch die Digitalisierung, Virtualisierung und andere, technische Fortschritte und die jeweiligen Reaktionen entsprechender Firmen ist ein wesentlicher Aspekt jener Diskussion. “Industrie 4.0” wird von gemeinnützigen Institutionen als Synonym eingesetzt.
Zusammenfassend bedeutet dies:
„Arbeit 4.0“ ist der elementare Wandlungsprozess der Arbeitswelt, welcher durch Globalisierung, Digitalisierung, Kompatibilität und den demographischen Wandel zustande kommt.
„New Work“ hingegen betrachtet vor allem Werte, Haltungen und Menschenbilder, um die Zukunft von Arbeit erfolgreich zu gestalten. Primär geht es um Sinnstiftung, Arbeiten auf Augenhöhe, den kulturellen Wandel und neue Führungskonzepte. Die Mitarbeiter stehen als Antrieb im Fokus einer Organisation und vereinfachen die Entscheidungswege.
Die dadurch entstehenden Vorteile sind:
- Vereinfachung und Automatisierung von Geschäftsprozessen
- es kann von überall aus gearbeitet werden, Mitarbeiter sind nicht mehr gezwungen, zum Arbeiten ins Büro zu kommen
- Steigerung von Zufriedenheit bei der Arbeit
- Online-Tools erleichtern das Arbeiten in Arbeitsgruppen
- durch Home-Office können Familienleben und Arbeit besser miteinander kombiniert werden
- neue Geschäftsmodelle
- durch Globalisierung und digitale Vernetzung können internationale Projekte leichter umgesetzt werden
- flexible Arbeitszeiten
Wie integriere ich Arbeit 4.0 in mein Unternehmen?
Zuerst muss man sich vor Augen führen, was im Unternehmen mit Arbeit 4.0 erreicht werden soll, hierbei kann die Entwicklung einer Zielvorstellung bzw. eine Umsetzungsstrategie sinnvoll sein. Mit dieser eigenen Vision ist ein entscheidender Schritt getan.
Als nächstes muss diese Zukunftsvision realisiert werden, dafür muss es bestimmte und genau ausgearbeitete Maßnahmen geben und diese wiederum müssen in einem Gesamtprojekt aufgeführt werden. Zunächst muss das Gesamtvorhaben strukturiert geplant werden und es empfiehlt sich passende Maßnahmen zu bestimmen. Es ist sinnvoll, eine allumfassende Fachgruppe zu gründen, die für eine erfolgreiche Ausführung der vorgenommenen Ziele zuständig ist. Die Mitarbeiter, die in der Visionsentwicklung mitgewirkt haben, können ebenfalls bei der Bildung der Projektgruppe eingebunden werden.
Allerdings muss im Hinterkopf bleiben, dass nicht alle Geschäftsprozesse sofort auf „Arbeit 4.0“ umgestellt werden können, sondern es ein Ablauf ist, der relativ viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Kultur eines Unternehmens lässt sich nicht unmittelbar umstellen. Es ist also eine Herangehensweise nötig, in welcher die Veränderungen mit abgestimmten Maßnahmen Schritt für Schritt angegangen und umgesetzt werden.
Barmer Studie – mobiles Arbeiten
In der Studie social health@work der BARMER und der Universität St. Gallen geht es hauptsächlich um die mittlerweile deutlich sichtbare Flexibilisierung der Arbeitswelt und die Auswirkungen von Digitalisierung und mobiler Arbeit auf die Gesundheit von Arbeitnehmern. Auch die Produktivität von Unternehmen in Deutschland spielt eine entscheidende Rolle.
Der Studie ist zu entnehmen, dass 56,1 % der Angestellten mobil arbeiten können, allerdings haben 43,9 % diese Möglichkeit nicht.
71,8% der Befragten geben jedoch an, dass sie ihre Tätigkeit ganz oder zum Teil mobil ausführen könnten. Wenn das mobile Arbeiten nicht das Problem wäre, können die Befragten sich das für etwa die Hälfte ihrer gewohnten Arbeitszeit (53,8%) gut vorstellen. Lediglich 25,3% der Arbeitnehmer meinen, dass ihre Arbeit grundsätzlich nicht für mobile Arbeit in Frage kommt. Es gibt also bei der Entwicklung und Einführung der mobilen Arbeit zukünftig noch Potenzial. Für ca. 25 % ist mobile Arbeit heute noch nicht anwendbar, aber grundsätzlich möglich. Hier zeigt sich, dass in vielen Unternehmen die Präsenzkultur noch eine wichtige Rolle spielt. Es ist übrigens keine Entscheidung zwischen nur präsent oder nur mobil. Beide Ausprägungen radikal zu leben, ist nicht das Ziel.
Wo wird mobil gearbeitet?
Beschäftigte, die (teilweise) mobil arbeiten, kommunizieren 9,2 Stunden in der Woche mit ihren Kollegen und Beschäftigte, die nicht mobil arbeiten, kommunizieren etwa 7,6 Stunden in der Woche. Und diejenigen, die zum Teil oder ganz mobil arbeiten, kommunizieren 30,2% ihrer Kommunikationszeit persönlich mit den Arbeitskollegen. Nicht mobile Beschäftigte kommunizieren zu 58,2% über Privates mit ihren Kollegen, da wird ein großer Unterschied deutlich.
Fazit: Mobile Arbeit in Deutschland
Mobile Arbeit ist ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags vieler Beschäftigter in Deutschland. Sie nutzen die neue Flexibilität auch an anderen Orten, zum Beispiel beim Kunden oder während des Pendelns. Durch die nicht ortsgebundene Arbeit verändert sich die Kommunikation mit Arbeitskollegen, die Beschäftigten können nur noch mithilfe von modernen Technologien miteinander kommunizieren. Es wird sich zeigen, ob auch die ca. 25% der Befragten, die Möglichkeit für flexible Arbeit haben werden. Dabei geht es um diejenigen, für die mobile Arbeit grundsätzlich möglich ist, aber heute noch nicht umsetzbar. Zudem muss klar sein, wie diese zeitliche und örtliche Flexibilität die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer verändert und welche Aspekte einen gesunden Ablauf mit sich bringen.
Auf welchem Stand befinden sich deutsche Unternehmen?
Sechs von zehn Industrieunternehmen in Deutschland mit mehr als 100 Mitarbeitern, das sind 59 Prozent, verwenden bereits besondere Methoden aus dem Gebiet „Industrie 4.0“. Vor zwei Jahren waren es lediglich 49 Prozent. Der Anteil der Unternehmen für die Industrie 4.0 nicht denkbar ist, hat sich seit 2018 von neun Prozent auf ein Prozent herabgesetzt. 22 Prozent der Unternehmen planen den genauen Gebrauch der Anwendungen für Industrie 4.0 und 17 Prozent wollen das zukünftig auch machen.
Der Lockdown war auch für Industrieunternehmen ein großes Problem, wenn sie nun aber digitaler werden, erholen sie sich viel schneller, als es nicht digitale Unternehmen tun werden.
Welchen Einfluss hat Corona?
Anfang des Jahres 2020 ahnte noch niemand, welche Folgen die Corona-Pandemie auf unsere Arbeitswelt haben wird.
Die Pandemie bringt extreme Konsequenzen für die Wirtschaft mit sich. Unternehmen müssen jetzt auf die konsequente Umsetzung digitaler Lösungen setzen.
Durch die Corona-Krise wurde die Digitalisierung im Prinzip vorangetrieben. Dieser Antrieb muss auch auf die industriellen Abläufe angewendet werden und die Maßnahmen zu Industrie 4.0 müssen ausgeweitet werden.
Die kurzen Produktionsabfolgen und die ansteigende Flexibilität erreichen im Zusammenspiel mit gezielter Analyse der Daten neue Chancen für bisher noch nicht in Betracht gezogene Geschäftsmodelle. Unternehmen können sich umfangreicher oder ganz neu anordnen und so wiederum neue Märkte für sich erschließen.
- Vom 21. Oktober 2020