Die Blockchain und ihre Einsatzmöglichkeiten
In den letzten Jahren ist die Blockchain immer bekannter geworden. Vor allem durch die Kryptowährung Bitcoin ist hier ein großer Hype entstanden und Blockchain sowie Bitcoin sind in aller Munde. Viele Start-Ups, aber auch etablierte Unternehmen versuchen mittlerweile die Blockchain für ihre Geschäftsmodelle zu nutzen.
Die ersten Grundlagen für die Technologie zur kryptografisch gesicherten Verkettung einzelner Blöcke wurden bereits im Jahr 1991 und in den darauffolgenden Jahren weiterentwickelt. Mit der Veröffentlichung von Bitcoin im Jahr 2008 bzw. 2009 wurde das Konzept der Blockchain populär und ist seitdem immer relevanter für unterschiedlichste Anwendungsbereiche.
Mit diesem Artikel soll nicht die technische Komponente der Blockchain erläutert, sondern vielmehr ein Einblick in die möglichen Anwendungsbereiche gewagt werden.
Grundlagen Blockchain
Im Zentrum der Technologie steht ein unveränderliches Register von unterschiedlichen Transaktionen.
Jeder Datensatz wird in einer dezentralen Datenbank gespeichert, die auf allen beteiligten Rechnern im Netzwerk gespeichert wird.
In diesem Register kann nichts rückwirkend geändert oder entfernt werden. Somit wächst das Transaktionsregister ununterbrochen durch neue Datensätze, die hinzugefügt werden.
Bestimmte kryptographische Verfahren stellen sicher, dass nur zulässige Daten hinzugefügt werden und die gespeicherten Datensätze auf den Rechnern der Teilnehmer identisch sind.
Die gespeicherten Daten auf der Blockchain sind von allen Teilnehmern einsehbar, jedoch durch Verschlüsselung nicht zwingend lesbar. Durch verschiedene Berechtigungen lässt sich so der Zugang zu Informationen steuern.
Ein Begriff, der im folgenden Text vorkommt, ist Smart Contract. Smart Contracts sind Computerprotokolle, die Verträge darstellen oder prüfen. Weitere mögliche Funktionen von Smart Contracts sind die technische Unterstützung bei der Verhandlung oder Abwicklung von Verträgen. Sie bilden die Logik einer vertraglichen Regelung technisch ab, sodass viele Arten von Verträgen oder Klauseln in Teilen oder gar vollständig automatisch ausführbar werden.
In dem folgenden Video wird mit Hilfe eines Gruppenchats die Blockchain kurz und einfach erläutert:
Anwendungsbereiche der Blockchain
Unabhängig von einer konkreten Branche bietet die Technologie vielfältige Möglichkeiten zur Automatisierung oder Optimierung der Verlässlichkeit. Konkrete Einsparungen sind im Bereich Buchhaltung, Rechnungsprüfung oder Dokumentation mit einer Blockchain denkbar.
Mit ihren Möglichkeiten kann sich die Blockchain allerdings noch viel tiefergreifend auf zahlreiche Branchen auswirken und diese entsprechend disruptieren. Insbesondere bietet die neue Technologie enormes Potenzial in Wirtschaftsbereichen, wo viele Intermediäre an einer Transaktion beteiligt sind. Durch ihre Fälschungssicherheit lassen sich zentrale Instanzen (z. B. Notare, Grundbuchämter) oder Vermittler im Handel ersetzen.
Logistik
Die Transport- und Logistikbranche ist eine der Industrien, wo extrem viele Intermediäre an einem Geschäft beteiligt sind. Daher gibt es einige Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain in diesem Bereich. Gerade im Außenhandel gibt es heutzutage immer noch Frachtbriefe (Konossement, AWB), die beim Import-/Exportgeschäft von großer Bedeutung sind. Diese Frachtbriefe werden trotz Digitalisierung heutzutage immer noch häufig in Papierform durch die Welt geschickt und von einzelnen Stellen angefordert. Die Blockchain könnte diesem aufwendigen Vorgehen Abhilfe verschaffen.
Doch nicht nur die Frachtpapiere sind ein Use Case der Technologie. Smart Contracts könnten genutzt werden, um automatisch Schiffe im Hafen zu löschen und entsprechende Verladung automatisch anzustoßen.
Finanzdienstleister
Unabhängig von Kryptowährungen, allen voran die sicherlich bekannteste Währung Bitcoin, gibt es durch die Nutzung der Technologie vor allem für Banken und andere Finanzinstitutionen einige interessante Anwendungen. Mit der Blockchain lässt sich das Handelsgeschäft mit Wertpapieren (Aktien, Derivate, Anleihen etc.) vollständig neu gestalten. Zahlreiche Stationen wie Haus- bzw. Depotbanken lassen sich so umgehen, sodass der Handel Peer-to-Peer stattfinden könnte. Der internationale Zahlungsverkehr kann zu deutlich günstigeren Gebühren stattfinden und ist in Echtzeit möglich, anstatt mehrere Tage auf Auslandsüberweisungen zu warten.
Auch für Versicherungen ist die Blockchain-Technologie interessant. Mit Smart Contracts können möglicherweise Teile oder gesamte Vertragsbedingungen hinterlegt und entsprechend automatische Aktionen in Leistungsfällen eingeleitet werden.
Gesundheitswesen
Zurzeit werden Gesundheitsakten nicht miteinander verknüpft und werden aufgrund einer fehlenden aggregierten Infrastruktur nicht gemeinsam gehalten. Jede Arztpraxis, jedes Krankenhaus und jedes Labor hält die entsprechenden Daten einzeln.
Mit Hilfe der Blockchain lässt sich eine digitale Akte des Patienten schaffen, auf die Unbefugte keinen Zugriff haben. Gleichzeitig wird mit Hilfe von entsprechender Autorisierung in Kombination mit Smart Contracts ermöglicht, dass auf die gesamten Patientendaten Zugriff gewährt wird.
Es ist durchaus denkbar, dass weitere Gesundheitsdaten, von bspw. einer Smartwatch, in die Patientendaten mit einfließen.
Öffentliche Verwaltung und Register
In Deutschland haben wir das Glück, dass Behörden und öffentliche Register wie z. B. das Grundbuch ein hohes Maß an Vertrauen genießen. In vielen Teilen der Welt, u. a. in einigen Ländern Zentralafrikas, ist die Situation jedoch eine andere. Mit Hilfe der Blockchain ließen sich hier Eigentumsverhältnisse sicher regeln. Durch die Unverfälschbarkeit gibt es keine Zweifel an entsprechendem Eigentum. Doch nicht nur zu diesem Zweck eignet sich die Blockchain. Auch in Deutschland lassen sich viele Verwaltungsaufgaben, durch den Einsatz der Technologie, verschlanken und effizienter gestalten. Gleichzeitig lassen sich, aufseiten der Verwaltung, so enorme Kosten einsparen .
Welche Herausforderungen gilt es zu meistern?
Aktuell gibt es noch keine Blockchain, die von einem Großteil der Bevölkerung akzeptiert und genutzt wird. Vor allem das Vertrauen in die Technologie muss gegeben sein, damit man bspw. ein Grundbuchamt, inkl. Grundbuch, Notar etc., durch eine neue Technologie ersetzt.
Auch die Performance der aktuellen Bitcoin-Blockchain ist für viele Anwendungen zu langsam, da durch ein aufwendiges Verfahren mögliche Manipulation vorgebeugt wird.
Aktuell fraglich ist außerdem, was bei möglichem Verlust von Login-Daten passiert. Anders als bei einem Passwortverlust für einen Onlineshop, gibt es keine zentrale Anlaufstelle, die Support gewährleistet.
Ausblick
Die Blockchain-Technologie bietet die Chance Intermediäre zu ersetzen und Geschäftsprozesse deutlich effizienter zu gestalten. Es bieten sich eine Reihe von finanziellen als auch nicht-finanziellen Anwendungsbeispielen. Neben den hier genannten Möglichkeiten gibt es noch deutlich mehr Use Cases.
Die Technologie ist noch nicht vollends ausgereift und muss ihre volle Wirkung noch entfalten. Sollte die Technologie sich allerdings durchsetzen, wird es sicherlich, für eine Vielzahl von Unternehmen, zu einem Game-Changer werden. Vor allem für Unternehmen, die aktuell eine Vermittlungsrolle einnehmen.
Aktuell lohnt es sich daher die Entwicklung der Blockchain zu beobachten und wenn möglich, Erkenntnisse mit Hilfe von eigenen Projekten zu gewinnen, in die Technologie zu investieren oder zumindest Know-How aufzubauen.
Von einem riesigen Flop der Technologie bis hin zu einer neuen Revolution, ist der Blockchain alles zuzutrauen.
- Vom 16. Januar 2020